Denkt man an einen Roadtrip, entstehen schnelle Bilder im Kopf. Von einem Sportwagen auf endlos geraden Straßen und weiten Landschaften. Von spektakulären Sonnenuntergängen und man denkt an die Route 66, den Highway One oder die Cote d´Azur und die Grande Corniche.

Doch man muß gar nicht so weit reisen. In Deutschland lockt die die Bundesstraße 3. Eine Zeitreise durch die Heimat, eine Landstraße die den Reisenden mit Märchenschloß und herrlichen Gasthöfen verzaubert. Eine Hommage an die Provinz. Eine deutsche Traumstraße.

Entlang der B3 sind spannende Städte und Landschaften zu entdecken, Entschleunigung und Entdeckungen machen den Charme der B3 aus. Die Straße geht vorbei an Schlössern und Burgruinen und die Spuren von Elvis sind zu finden. 

Ein Roadtrip, der südlich von Hamburg auf einer langen Straße in Richtung Süden beginnt und großen Spaß macht. 

Die Deutschlandreise in meinem mintgrünen BMW 2002 war super. Immer wieder gab es Begegnungen mit fremden Menschen, die mit leuchtenden Augen begeistert auf den 2002 zugingen und mir von ihrem 02er BMW erzählen, den sie in der 1970er Jahren fuhren.

Oft liegen die verborgenen Schätze ja direkt vor der Haustüre und wollen nur gefunden werden. Die Entdeckung der nächsten Umgebung, das Spannende und die Geschichten im Alltag zu sehen hat mich auf dieser Reise fasziniert. Mein Blick richtete sich auf das Besondere im Alltäglichen, auf Menschen und ihre Geschichten. 

Als ich zehn Jahre alt war zogen wir in die Nähe von Hannover. Von hier fuhr ich später oft über die B3 nach Hamburg, vorbei an Celle und immer durch die Alleen in der Lüneburger Heide In Richtung Süden ging es durch das Leinebergland, vorbei am Pumpspeicherwerk in Richtung Göttingen.

Ich entdeckte an der B3 das Fagus Werk in Alfeld, das fantastische Erstlingswerk von Bauhausgründer Walter Gropius. Alte Gasthöfe und verlassene Tankstellen an der B3 sind Zeugen einer vergangenen Epoche. 

Zusammen mit Freunden war ich in meinem BMW 2002 aus den siebziger Jahren in mehreren Etappen auf der B3 unterwegs. Unsere Reiseeindrücke haben wir fotografiert und aufgeschrieben. Unterwegs gab es viel Feedback und Unterstützung, viele Tipps zur Reise und oft auch Einladungen nach Hause auf einen Kaffee. Es war eine großartige Reise auf der deutschen Route 66.

Durch Deutschland zu fahren und die Heimat zu entdecken war spannend. Wem geht es nicht auch so, dass man Orte in Frankreich, Italien, oder Spanien oft besser kennt, als Städte in Deutschland? Eine der großen Entdeckungen auf dieser Reise war für mich die Stadt Marburg, eine lebendige Stadt mit vielen Fachwerkhäusern und tollen Menschen. 

Der Ausblick von der Burg auf Marburg und das Bier am Abend in einem historischen Gasthaus in der Oberstadt sind Erinnerungen, die bleiben. Welche andere Stadt hat ein beleuchtetes Herz auf einem Turm? Ein Lichtkunstobjekt, das man über einen Anruf zum Leuchten bringen kann.

Ein anderer besonderer Ort war ein Forsthaus in der Lüneburger Heide. Mitten im Naturpark liegt das verträumte reetgedeckte Haus. Nach freundlicher Begrüßung und einem Abendbrot auf der sommerlichen Terrasse fühlen wir uns ein bisschen wie zuhause und doch in einer ganz anderen Welt. Durchatmen und entschleunigen in der Lüneburger Heide, weniger als eine Stunde im Auto von Hamburg entfernt. Um diese entspannte Ruhe, diese absolute Stille zu finden, muss man nicht unbedingt zu einem Retreat nach Indien reisen. 

Aus meiner norddeutschen Heimat bei Hannover kenne ich die B3 in Niedersachsen sehr gut. Bei Pattensen, südlich von Hannover ist die Bundesstraße eine Allee, wie sie auch in Südfrankreich zu finden sein könnte. Es war fantastisch mit frischer Morgenluft den Sonnenaufgang an der B3 bei Pattensen zu erleben. Eines meiner Lieblingsbilder der Bundesstraße 3 ist an diesem Morgen in der Allee entstanden.

Viele Erlebnisse, wie die Übernachtung in dem Hotel in Bad Nauheim, in dem Elvis Presley Ende der 50er Jahre gewohnt hat waren sehr besonders. Hier hat der King of Rock ’n’ Roll gelebt…

Auf der Reise gab es viele Begegnungen und skurile Geschichten. Geschichten über Autos und Kunst und Joseph Beuys und die documenta, die ja alle fünf Jahre direkt an der B3 in Kassel stattfindet konnte der Künstler Klaus Staeck in Heidelberg erzählen.

Ein Fahrzeugmuseum der besonderen Art liegt in Marxzell, unweit der B3, nahe Ettlingen. Eine umwerfende Sammlung von Autos, Motorrädern, Technik, die jeden Besuch lohnt.

Landschaftlich und kulinarisch herausragend war die letzte Etappe zwischen Freiburg und Basel. Das Markgräflerland mit seinen kleinen Straßen, den „cremigen Kurven“ wie sie der Autor Wolfgang Abel treffend beschreibt, hat mich begeistert. Hier fühlt man den Süden, die Sonne und Wärme. Im Markgräflerland gibt es geschwungene Straßen, Weite, Luft und Licht, was zum Fahren und Fotografieren ein Traum ist.

Die B3 ist eine Einladung für eine Deutschlandreise. Das Buch „Lockruf des Südens“ ist eine Hommage, eine Liebeserklärung an die Provinz, an den Charme der kleinen Städte und Landgasthöfe. 

Und natürlich ein Loblied auf die schönen kleinen Straßen mit den cremigen Kurven.

Text und Fotos: Wolfgang Groeger-Meier

Infos:

Die Bundesstraße 3 führt auf rund 800 Kilometer von Hamburg über Buxtehude im Norden durch Niedersachen, Hessen und durch Baden-Württemberg. Städte, wie Hannover, Göttingen, Kassel, Marburg, Frankfurt, Darmstadt, Heidelberg und Freiburg liegen direkt an der B3. Das Ende der Bundesstraße 3 liegt in Weil am Rhein, direkt an der Grenze zu Basel.

Die B3 ist eine alte historische Handelsstraße, deren Verlauf durch das Rheintal schon von Kelten und Römern genutzt wurde.

Das Buch „Lockruf des Südens“ von Wolfgang Groeger-Meier über die Reise auf der Bundesstraße 3 ist im Corso Verlag bereits in der zweiten Auflage erschienen und im Buchhandel und Online erhältlich. Format 20×25 cm, Preis: EUR 26,90, gebunden mit Schutzumschlag, 200 Seiten mit über 200 Fotografien von Wolfgang Groeger-Meier und Texten von Margret Hucko, Jörn Thomas, Markus Schönfeld, Michael Godde, Katharina Meyer, Josef Clahsen und Wolfgang Abel. 

Ausgezeichnet wurde das Buch „Lockruf des Südens“ mit dem Motorworld Buchpreis im Sommer 2020 in München. 

Fotograf und Autor  Wolfgang Groeger-Meier ist in Versailles bei Paris geboren und aufgewachsen. Nach verschiedenen Kunstprojekten studierte Wolfgang Groeger-Meier Fotodesign. Er ist auch Autor von Auto- Reisebüchern über Traumstraßen in Frankreich und Italien. Wolfgang Groeger-Meier lebt in München und fotografiert weltweit Menschen und Autos für Magazine und für viele Automobilhersteller.

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