Mit Hilfe des Hollywood-Komponisten Hans Zimmer will BMW den Sound von Elektroautos revolutionieren.

Zu den wichtigen Charakter-Eigenschaften eines Autos gehört derzeit der Motorsound, besser: das Geräusch, das die Abgasanlage nach außen, aber auch das Wageninnere entlässt. In Zeiten immer strengerer Geräuschvorschriften verwenden Sound-Ingenieure viel Mühe darauf, dass sich dieser Ton voll, wohltönend und nach möglichst viel Zylindern anhört – und natürlich „emotional“.

Kein Wunder, dass manche Autofahrer bei Elektroautos die Klangkulisse vermissen, und dass die Hersteller nach Ersatz-Lösungen suchen. So hat Porsche eine metallische Sound-Box patentieren lassen, die das natürliche Resonanzprinzip einer Abgasanlage auch bei künftigen Elektromodellen ermöglichen würde.

BMW dagegen setzt, wie die meisten Hersteller, auf digital erzeugten Sound aus Lautsprechern. Zu einem natürlich für das AVAS (Acoustic Vehicle Alert System), das bei niedrigem Tempo Fußgänger warnt – aber auch für die Klangkulisse, die der Fahrer vernimmt. So lässt sich in den neuen Stromern wie dem iX und dem i4 ein dunkles Brummen zuschalten, das entfernt an ein Verbrenner erinnert. Im Sportmodus klingt das sogar recht präsent, nervt aber auch schnell, da es eben künstlich erzeugt ist.

Beim Starten ertönt dazu der unter BMW-Fans schon bekannte „Swoosh“, ein von Filmmusik-Profi Hans Zimmer kreiertes Zischen nach Raumschiff-Enterprise-Art. Nun will der bayerische Autobauer die Zusammenarbeit mit dem deutschen Autodidakten, der zu den bekanntesten Score-Komponisten Hollywoods zählt, vertiefen. 

Als Ergebnis der Kooperation sind für den i4 und den iX noch in diesem Jahr „IconicSounds“ verfügbar: „Neue und besonders emotionsstarke Klangewelten“, wie BWM auf der CES in Las Vegas erklärte. Die sollen den jeweiligen Fahrmodus ebenso unterstreichen wie den Fahrzustand. Die „zugrunde liegende Tonalität besteht aus einem Violinenton“, erläutert BMW das Prinzip: „Beim Beschleunigen überlagert sich eine weitere höhere Klangstruktur, die mit zunehmender Geschwindigkeit die Harmonie in mehreren Stufen verändert. Sobald das Fahrzeug eine Geschwindigkeit von 60 km/h erreicht, erklingt ein erster vollständiger Akkord. Bei Tempo 120 ist ein zweiter vollständiger Akkord zu hören. Beim Fahren mit konstanter Geschwindigkeit hingegen bleibt die Tonhöhe unverändert, während die Lautstärke des Sounds stark heruntergedimmt wird, um den Schwerpunkt der Wahrnehmung auf die gedämpfte Laufkultur des Antriebs zu legen.“ Auch die jeweiligen Modelle unterscheiden sich. So sollen im i4 Frauenstimmen und Klänge eines Glaszylinders für ein „sphärisches Klangbild“ sorgen.

Ob das alles den sonoren Klang eines Reihensechsers ersetzen kann? „Sound ist ein wesentlicher Bestandteil des emotionalen Fahrerlebnisses in einem BMW“, weiß Design-Leiter Adrian van Hooydonk, Leiter BMW Group Design, und hofft: „Mit der unvergleichlichen Erfahrung und Kreativität von Hans Zimmer schaffen wir einen einzigartigen akustischen Charakter für unsere Elektrofahrzeuge.“ 

Der bekennende BMW-Fan Zimmer jedenfalls versteht die Elektromobilität als Chance für ein neues Sound-Zeitalter auf der Straße: „Zum ersten Mal seit der industriellen Revolution haben wir die einzigartige Gelegenheit, die Klänge unserer Städte neu zu gestalten und zu definieren“. Vorteil gegenüber Verbrennern: „Wir sind dabei nicht durch mechanische Grenzen eingeschränkt.“ 

Text: Hartmut Adam Fotos: BMW Group