Hyundai ist mit seiner Edelmarke Genesis auch in Deutschland gestartet. Der GV70 tritt gegen den Mercedes GLE an.

Gibt es ein typisch koreanisches Design? Luc Donckerwolke hat da keine Zweifel: „Anders als andere asiatische Länder ist Südkorea keine aggressive Nation – das muss sich im Design spiegeln“, erklärt er, und das bedeute zum Beispiel: „Keine Keilform!“

Donckerwolke weiß, wovon er spricht, er hatte den ziemlich keilförmigen ersten Lamborghini Gallardo gestaltet. Heute ist Chefdesigner von Genesis, dem Edel-Ableger von Hyundai. Aggressiv wirkt sein Mittelklasse-SUV GV70 tatsächlich nicht, stattlich schon, auch dank des wuchtigen Kühlergrills. 

Doch vor allem gilt’s dem Komfort. Das zeigt sich auch im wohnlichen, hochwertigen und tadellos verarbeiteten Interieur mit Leder (auf Wunsch vegan, also auf Textil-Basis) und matt schimmerndem Edelholz. 

Das Infotainment-System ist modern gestaltet – wobei das digitale Kombi-Instrument trotz 3D-Grafik eher konventionell wirkt und auch leicht pixelig. Der Touchscreen in der Mittelkonsole kommt klarer daher, erreicht aber auch nicht ganz den Level des hell leuchtenden Eye Candy, wie es süddeutsche Edelmarken mittlerweile bieten.

Bis im Rahmen einer Elektro-Offensive des Hyundai-Konzerns die Akku-Version mit dem Namen Electrified GV70 anrollt, bleiben die Motoren konventionell. Das Hybrid-Zeitalter wird Genesis komplett überspringen, und so bekommt man den Allradler aktuell nur mit konventionellen Benzin- und Dieselmotoren mit ausschließlich vier Zylindern. Erster gibt sich mit seinen 304 PS durchaus sportlich und dreht recht hoch, der für Europa deutlich wichtigere, 210 PS starke Selbstzünder überzeugt mit kraftvollem Anzug. Auf Wunsch wird der Motorsound per Lautsprecher noch verstärkt, was aber an der Pforte zum elektrisch-leisen Zeitalter eher verzichtbar scheint.

Die Assistenz-Systeme bis hin zum gestützten Spurwechsel auf der Autobahn sind da schon praktischer, ebenso wie die Kamera, die das Fahrwerk auf Boden-Unebenheiten einstellt. So fährt man entspannt-souverän auch längere Strecken, eher auf der komfortablen denn der sportlichen Seite.

Dementsprechend gilt Mercedes als der erste Konkurrent, den es zu schlagen gilt. Das wird in Deutschland eher nicht einfacher als in Asien und Amerika, wo die Marke schon länger unterwegs ist. Zumal Genesis auf ein klassisches Händlernetz verzichtet und seine Autos in wenigen Flagship-Stores zeigt. Und statt bei Hyundai-Partnern, was ja nahe liegen würde, werden die Wagen in freien Werkstätten gewartet. „Personal Assistents“ holen sie dafür beim Kunden ab und stellen ihm einen Leihwagen vor die Tür, ebenso wie Testwagen bei Kauf-Interesse. 

Das klingt erst mal service-orientiert und modern, aber ob das bei den eher konservativen Mercedes-Kunden das Bratwurst-Fest beim Händler um die Ecke ersetzen kann, bleibt abzuwarten. „Wir wollen ja auch keinen großen Marktanteil erreichen, sondern eher ein spezielles Angebot unterbreiten“, erklärt ein Manager. 

Wenn dann die Elektrowelle rollt, bei der Genesis ganz vorn dabei sein will,  werden die Karten ohnehin neu gemischt: Tesla-Kunden sind es schließlich schon gewohnt, ihre Autos online zu ordern.

Text: Marcus Efler Fotos: Genesis

Technische Daten

Genesis GV70 Diesel 2.2 AWD

Motor: Turbodiesel

Hubraum: 2151 ccm

Leistung: 154 kW (210 PS)

Drehmoment: 441 Nm bei 1750 – 2750 U/min

Antrieb: Allrad

Getriebe: 8-Gang-Automatik

Länge: 4,72 m

Breite: 1,91 m

Höhe: 1,63 m

Höchstgeschw.: 215 km/h

0 – 100 km/h: 6,3 Sek

Verbrauch: 7,4 l/100 km

CO2: 195 g/km

Preis: 45.920 Euro

www.genesis.com