Bevor der Macan Ende nächsten Jahres vollelektrisch wird, bringt Porsche mit dem Zusatz „T” noch einmal einen Benziner für Fans. Damit endet die Verbrenner-Karriere des Macan versöhnlich und mit reichlich Fahrspaß.
Auch wenn der finale Stromschlag immer näher rückt, gibt Porsche weiter Gas. Die Stuttgarter sind noch weit davon entfernt, ihre Verbrenner auf den Schrottplatz der Geschichte zu werfen. Zu viele wichtige Märkte sind in Sachen Elektromobilität noch Entwicklungsländer. Zwar investieren die Sportwagenbauer nicht mehr wirklich viel in die Weiterentwicklung ihrer Benzinmotoren, holen aber immer mal wieder schnelle Pfeile aus dem Köcher der eigenen Historie.
Diesmal reisen Porsches Marketingstrategen zurück ins Jahr 1968 zum Porsche 911 T. Das T stand für Touring und schmückte einst den neuen Basis-Elfer, der mit 110 PS und einem Listenpreis von rund 19.000 Mark zum Verkaufsschlager wurde. Während der T damals allerdings ausstattungsmäßig und technisch abgemagert wurde, steht der Buchstabe heute für sportlich aufgewertete Basismodelle. Den Anfang machte 2017 der 911 T (991) zwei Jahre später kamen auch die 718er-Modelle Boxster und Cayman als T.
Jetzt folgt mit dem Macan T der erste Viertürer mit dem historischen Kürzel am Heck. Mit einem Anteil von 29 Prozent ist der bereits 2014 eingeführte Macan noch immer Porsches wichtigstes Modell, dabei entscheiden sich weltweit 70 Prozent aller Kunden für das Grundmodell, in China 91 Prozent. Wahrlich eine gute Basis für den „T”. Unterhalb des S soll er der neue Bestseller im Macan-Kosmos werden.
Dabei ist er technisch weitgehend im Basislager zuhause. Heißt: Zweiliter-Vierzylinder-Turbo mit 195 kW/265 PS, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (PDK), Allradantrieb. Was die Optik angeht, lackiert Porsche viele Teile wie Bug, Außenspiegel, Sideblades, Dachspoiler oder Schriftzüge in Achatgraumetallic. Die Karosserie ist um 1,5 Zentimeter tiefer gelegt, die 20 Zoll-Räder des Macan S in Titandunkel sind serienmäßig. Was der grauen SUV-Eminenz wirklich super steht. Kaum zu glauben, dass dieser gutaussehende Kerl – zugegeben mit zwischenzeitlichen Facelifts – schon seit 2014 unterwegs ist. Auf seiner Visitenkarte stehen mittlerweile 680.000 verkaufte Einheiten.
Auch innen fährt das neue Modell im Sportmodus. So ist das GT-Lenkrad ebenso Standard, wie die achtfach elektrisch verstellbaren Sportsitze oder das Sport-Chrono-Paket. Mit frischem Styling alleine gibt sich der Macan T allerdings nicht zufrieden. Er will allen gefallen, die Spaß an der sportlichen Bewegung haben. Sein Konzept entspricht dabei der GTS-Philosophie. Wir ahnen es: da geht ein bisschen mehr.
Im Vergleich zum Sechszylinder hat der T rund 60 Kilo weniger Gewicht auf der Vorderachse, die Stabis vorne sind steifer, das Allradsystem PTM (Porsche Traction Management) heckbetonter ausgelegt. Beim Herausbeschleunigen aus Kurven leitet es mehr Kraft nach hinten. Bedeutet: Weniger Tendenz zum Untersteuern, das Heck lässt sich ein bisschen mehr auf einem leichten Tanz ein.
Womit wir schon im Auto und in voller Fahrt sind. Die Testtour führte uns über hunderte wilder Haarnadelkurven hoch zum legendären „Col de Turini” in den französischen Seealpen, fester Bestandteil jeder Rallye Monte Carlo. Für das Kinderzimmer von Walter Röhrl ist ein fast 1,9 Tonnen schwerer SUV vielleicht nicht wirklich das ideale Spielzeug, dennoch zeigt sich trefflich, was für ein feines Händchen die Porsche-Jungs einmal mehr bei der Abstimmung haben. Serienmäßig rollt der Macan T auf einem Stahlfeder-Fahrwerk, das ideal zu seiner Mission passt und sich zumindest für den Mann, der heute hinterm Steuer sitzt, irgendwie authentischer anfühlt, als die optionale Luftfederung. Die senkt die Karosserie noch einmal um einen Zentimeter ab und filtert Straßenschäden – natürlich – souveräner heraus. Kostet aber 1.476 Euro Aufpreis. Muss man wissen.
Auch mit Stahlfedern unterm Hintern schrumpfen die 4,73 Meter des Macan T in den engen Kehren auf Kompaktformat. Was zum Großteil an der famosen Lenkung liegt, die für einen SUV mit ungewöhnlich viel Zielwasser gesegnet ist. Befreit von Gewicht, drängt der Vorderwagen nicht so penetrant aus der Kurve heraus. Ein Gasstoß später tänzelt das Heck, von der Elektronik gebändigt, gut kontrollierbar und den Allerwertesten leicht auskeilend hinterher. Dafür wurde einst der Begriff Fahrspaß erfunden.
Ein etwas engagierterer Basston aus den vier dicken Rohren wäre allerdings wünschenswert. Und mehr Pfeffer geht natürlich auch immer. Aber wovon reden wir? Die 265 Pferde schieben den Macan T nachhaltig den Berg hinauf und beschleunigen den Kraftwagen in der Ebene binnen 6,2 Sekunden auf Tempo 100, die Spitze liegt bei 232 km/h. Im Galopp rauschen da schon mal rund 15 Liter Hochoktaniges durch die Leitungen.
Macht nichts. Denn mit der Macan T spart man richtig Geld. Sagt zumindest Porsche. Mit 69.462 Euro liegt der T zwar rund 5.000 Euro über dem Basis-Macan, bringt aber auch für rund 10.000 Euro mehr an Ausstattung mit. Man muss nur Schönrechnen können. Bleiben wir auf dem Teppich: Ein Schnapper ist der Macan T nicht wirklich. Ein begehrenswertes Auto aber auf jeden Fall. Vielleicht sogar der Letzte seiner Art.
Autor: TH, Fotos: Porsche AG
Porsche Macan T – Technische Daten:
Fünftüriges, fünfsitziges SUV der Mittelklasse, Länge: 4,73 Meter, Breite: 1,93 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 2,10 Meter), Höhe: 1,62 Meter, Radstand: 2,81 Meter, Kofferraumvolumen: 458 bis 1.503 Liter.
2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner-Turbomotor, 195 kW/265 PS, maximales Drehmoment 400 Nm bei 1.800 – 4500 U/min, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, permanenter Allradantrieb mit variabler Momentenverteilung, 0-100 km/h: 6,2 s, Vmax: 232 km/h, Verbrauch 10,1 – 10,7 l Super/100 km (WLTP), CO2-Emissionen 200 g/km (WLTP), Effizienzklasse D, Preis: 69.462 Euro